- Heinse
- Heinse,Johann Jakob Wilhelm, Schriftsteller, * Langewiesen (bei Ilmenau) 15. (16.?) 2. 1746, ✝ Aschaffenburg 22. 6. 1803; studierte Jura in Jena und Erfurt, lebte dann, unterstützt von C. M. Wieland und J. W. L. Gleim, als Hauslehrer in Quedlinburg und Halberstadt, wurde von J. G. Jacobi als Mitarbeiter der Zeitschrift »Iris« nach Düsseldorf berufen. Wichtig für sein Werk war die Italienreise 1780-83; nach der Rückkehr wurde Heinse Vorleser und Bibliothekar am erzbischöflich-kurmainzischen Hof; 1788 erfolgte die Ernennung zum Hofrat. Die Zeit der Mainzer Republik verbrachte er in Düsseldorf, 1795 flüchtete er mit dem kurmainzischen Hof nach Aschaffenburg.Heinse verkündete das schrankenlose Recht des Sinnengenusses, der Schönheit und Leidenschaft. Der noch in der Nachfolge Wielands stehende Hetärenroman »Laïdion oder die Eleusinischen Geheimnisse« (1774) empfiehlt den Daseinsgenuss nach dem Maß der natürlichen Kräfte und der erreichbaren Glückseligkeit. In seinem Hauptwerk, dem Renaissanceroman (zugleich erster deutscher Künstlerroman) »Ardinghello und die glückseeligen Inseln« (1787, 2 Bände), schildert er in glühender Bildersprache die Taten und Ansichten des allseitig begabten Ardinghello, der am Ende nach griechischem Vorbild einen Idealstaat gründet, in dem ein ungebundenes Leben möglich sein soll. Die kunstphilosophischen Erörterungen des Romans bilden den Beginn einer modernen Kunstbetrachtung, die bereits in den »Briefen über die hervorragendsten Bilder der Düsseldorfer Galerie« (1776/77, in: »Teutscher Merkur«) angewandt wurde und die Überwindung der Kunstauffassung J. J. Winckelmanns bedeutete. In dem Roman »Hildegard von Hohenthal« (1795-96, 3 Teile) nehmen musiktheoretische Ausführungen, besonders zur Oper, breiten Raum ein. Bedeutend war Heinse auch als Übersetzer (C. Petronius, T. Tasso und L. Ariosto).Weitere Werke: Lyrik: Sinngedichte (1771).Musikalische Dialogen (herausgegeben 1805).Ausgabe: Sämmtliche Werke, herausgegeben von C. Schüddekopf, 10 Bände (1903-25).M. L. Baeumer: H.-Studien (1966);C. Magris: W. H. (Udine 1968);M. Dick: Der junge H. in seiner Zeit (1980);J. Schranke: W. H. u. die Frz. Revolution (1986).
Universal-Lexikon. 2012.